Opferbach (Straße)
Die Straße „Opferbach“, die auf einem alten Plan von 1850 einfach als „Dorfstraße“ bezeichnet wird, nimmt ihren Namen vom Opferbach, den sie quert. Der Opferbach fließt an der ehemaligen Schule (Haus Nr. 54 oder Opferbach 6) vorbei. Hier stand früher das Opperhaus. Es weist auf das Amt des Oppermann/Opfermann hin.
Der Oppermann trag Sorge für die Gaben, die die Dorfbewohner, sei es in Naturalien, sei es in Geld, als den sog. Opferpfennig für Kirche und Pfarrer abzuliefem hatten. Opferhaus nannte man das Haus, in dem auch die kirchlichen Geräte aufbewahrt wurden. Es diente dem Oppermann auch als Wohnhaus.
Der Oppermann musste des Lesens und Schreibens mächtig sein, wie eine Vorschrift aus dem Jahre 1544 bestimmt. Er versah mit dem Pfarrer den Unterricht der Kinder. Aus Geismar wird berichtet, das der Oppermann auch als Zeuge in Rechtsstreitigkeiten auftreten konnte. Dies verweist auf einen herausgehobenen, gesellschaftlichen Status.
Im Güterverzeichnis der Kirchen von Roringen und Herberhausen aus dem Jahre 1798 ist nicht mehr vom Oppermann, sondern nur noch vom Schulmeister die Rede, von Schulgütem und vom Schulland. Der Name Oppermann ist verschwunden, der Schulmeister ist an seine Stelle getreten. Auf den Grundstück Opferbach 6 stand die alte Schule. Die Aufgaben des Oppermanns wurden nun von Küster, Organist und Lehrer übernommen.
Kirchen prägen das Erscheinungsbild eines Ortes. In den Ortschaften um Roringen und in Göttingen gibt es viele Straßen, die durch ihren Namen auf Kirche und Pfarre hinweisen. Die St. Martins-Kirche in Roringen wird umgeben von den Straßen Opferbach, Roringer Winkel und Lange Straße. Es gibt keinen Kirchweg oder eine andere Bezeichnung, die auf die Kirche hinwiese. Lediglich die Bezeichnung „Opferbach“ enthält Hinweise auf ein Amt, das einige Jahrhunderte lang für die wirtschaftliche Basis von Kirche und Pfarre Sorge trug und ein wichtiger Mittler in Bildung und Kultur des Ortes war.
Siegfried Ritzkowski